Seit zweieinhalb Wochen bin ich jetzt in Japan und die ersten Kontakte sind bereits geknüpft! Aber wie geht man das am besten an?
Japanisch bricht immer das Eis
Ich lerne jetzt schon seit 2020 Japanisch, allerdings leider nicht so konstant, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich habe ehrlicherweise das Gefühl, dass die Bereitschaft Japanisch zu sprechen, mehr Chancen auf Bekanntschaften schafft, als wenn man Japaner mit Englisch überfällt.
"Wenn ich nach Japan gehe, möchte ich mit den Einheimischen in ihrer Muttersprache sprechen und sie nicht indirekt auffordern, Englisch sprechen zu müssen."
Das war mein Vorsatz für mein Auslandssemester. Da ich mich in Deutschland leider nie um einen japanischen Gesprächspartner gekümmert habe, bin ich im Führen von Konversationen leider noch etwas stotterig unterwegs.
Aber zum Glück habe ich eine "Ist-mir-sowieso-egal"-Einstellung und scheue mich nicht davor, einfache Sätze oder gar den Jugendslang in die Runde zu werfen, egal ob's jetzt passt oder nicht.
Denn das ist meine Methode, um die Anspannung zu lockern und zu signalisieren, dass ich bereit bin, auf Japanisch zu sprechen bzw. mich auch mit der Alltagssprache auseinandergesetzt habe. Bisher waren die meisten dadurch stets interessiert und haben begonnen, Standardfragen auf Japanisch zu stellen. Das führt wiederum meistens zu einem kleinen Dialog.
Aber jetzt nicht traurig sein, denn:
3 von meinen "engeren" Bekanntschaften lernen gerade oder konnten alle schon Englisch. Ich denke, dass die Japaner der jüngeren Generationen da etwas entspannter sind. Denn erst vor ein paar Tagen ist mir etwas total Schönes im Starbucks widerfahren...
Vom Sitznachbar zum Sprachpartner
An einem Samstag hatte ich mich nachmittags in eines der vielen Starbucks-Cafés gesetzt, um Japanisch zu lernen. Dort gibt es eine Tischreihe mit Einzelplätzen und Steckdosen, perfekt geeignet für's fokussierte Arbeiten.
Später am Abend hat sich eine Japanerin neben mich gesetzt und angefangen, zu recherchieren. Als ich so zu ihr rüber geschielt habe, ist mir aufgefallen, dass sie ein total interessantes Buch las über Rezepte für Garnierungen und Techniken zum Anrichten. Ich sammelte all meinen Mut zusammen und sprach sie auf Japanisch an: "Hey sorry, aber ich finde dein Buch mega interessant, wär's okay, wenn ich ein Foto mache?".
Daraufhin hat sie eingewilligt und mir auch angeboten, gerne mal durchzublättern. Sie ist dabei gewesen, ein neues Menü für das Restaurant "ORTO" zu kreieren und hat sich demnach mit verschiedenen Ansätzen beschäftigt.
Und als ich dachte, das Gespräch wäre beendet, drehte sie sich zu mir und fragte mich, ob ich Japanisch lerne und aus welchem Grund ich hier bin. Ihre Fragen hat sie langsam und deutlich gestellt und ich hab mich deshalb gut aufgehoben gefühlt.
Nach einigem Hin- und Hergequatsche haben wir uns aber jeder wieder unserer Aufgabe gewidmet und uns nicht weiter ausgetauscht. Eine Stunde später ist sie gegangen und wir haben uns verabschiedet.
3 Tage später, Dienstag.
Gegen 19 Uhr habe ich meine Sachen zusammengepackt, denn ich hatte bereits wieder 4 Stunden Arbeit im Starbucks hinter mir. Während ich in meiner Tasche kramte, kam ein Mädchen in den Laden und musterte mich. Ich habe mich dann beeilt, um ihr den Platz anzubieten, aber sie stand weiterhin da und schaute mich nur an.
Ich wartete noch auf meine Freundin, als das Mädchen auf mich zukam und mir ihr Handy entgegen streckte. Auf dem Display las ich die folgende Google Übersetzung: "Ich glaube, wir haben uns letztens schon ein Mal gesehen".
Es war das "Menü-Genie-Mädchen" vom Wochenende, aber da sie beim letzten Mal eine Maske trug, habe ich sie nicht direkt erkannt. Nach einem Moment der Euphorie, hatte sie mir ihren Instagram Account unter die Nase gehalten und ich habe mich unfassbar über diese Anfrage gefreut.
Wir tauschten also unsere Accounts aus und wie sich nach ein paar Nachrichten herausstellte, lernt sie auch Englisch. So hat mir das Universum doch tatsächlich eine Sprachpartnerin geschickt und möglich gemacht habe ich's, indem ich den Mut hatte, sie anzusprechen.
Nur einen Tag, nachdem ich mich mental davon gelöst habe, hier krampfhaft Freunde zu machen, oder gar traurig darüber zu sein, noch keine japanische Truppe zu haben, habe ich das Mädchen im Starbucks kennengelernt. Das zeigt mir nur erneut, dass die Dinge kommen, sobald man sie loslässt. Das Eingehen einer Verbindung von Angesicht zu Angesicht hat mir nochmal mehr Freude bereitet, da es gerade in unserer Generation nicht mehr so häufig vorkommt.
Connecten! Auch mit den Kommilitonen
Ein weiterer Ansatz ist es natürlich, sich erstmal mit den anderen Austauschschülern vertraut zu machen. Sobald ich mich mit den ersten angefreundet hatte, habe ich mich schon ein bisschen weniger alleine gefühlt. Außerdem ist es ein wahnsinniger Kultur-Input, den man von den anderen aus erster Hand erleben darf.
Du denkst, die Koreaner sind Prinzen wie aus den K-Dramen? Zwei Fragen an die Koreanerinnen gestellt und das Ding hatte sich erledigt.
Selbstverständlich muss man sich nicht mit Japanisch und den 3 äußerst "plausiblen" Alphabeten rumquälen, sollte man das Land bereisen. Deshalb sind die Vorschläge auch eher an die gerichtet, die ein Auslandssemester machen oder Interesse an der Sprache haben.
Wie aber bereits erwähnt, können viele Japaner zumindest das Nötigste auf Englisch sagen und man braucht sich keine Sorgen zu machen.
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